ParticiPate. 180 Stipendiat/innen. 13 Werke. 1 Ziel.

Foto: Avicenna-Studienwerk e.V.

 

Kurzübersicht

Das Projekt ‚ParticiPate‘ ist seit 2020 der erfolgreiche Nachfolger des Projektes ‚Unsere Zukunft. Mit Dir!‘. Das Projekt bildet 180 Stipendiat/innen der 13 Begabtenförderungswerke in den Jahren 2020 bis 2022 zu Mentor/innen für Menschen mit Fluchterfahrung, insbesondere in Bildungskontexten, aus. Fortbildungen, Supervisionen und Aktivitäten in den sogenannten Project Labs dienen der vertiefenden Kompetenzentwicklung. Es wird eine dauerhafte Patenschaft unter den teilnehmenden Stipendiat*innen, Studierenden und Studieninteressierten mit Fluchterfahrung, Schüler*innen mit Fluchterfahrung und Frauen mit Fluchterfahrung angestrebt. Während das Vorgängerprojekt den Fokus auf die Ankunft und erste Orientierung der Geflüchteten gelegt hatte, richtet sich der Schwerpunkt des Neustarts des Projektes auf die folgenden drei Bereiche: Hochschulbildung, schulische Bildung und Inklusion von Frauen mit Fluchterfahrung als einer Zielgruppe mit speziellen Bedarfen. Das Ziel ist es, die Teilhabe der geflüchteten Menschen zu fördern. Konkret bedeutet das die Förderung der Bildungsbeteiligung und des Bildungserfolgs, der Erwerb von Wissen über das Aufnahmeland Deutschland sowie das Erlernen der Zielsprache, die Förderung von Interaktionen im Sinne sozialer Beziehungen im Alltag und die Intensivierung des persönlichen Zugehörigkeitsgefühls zur Gesellschaft. In der Zeit von 2016 bis 2019 fanden bundesweit mehr als 200 Projekte und Aktionen für Geflüchtete statt, die Stipendiat/innen eigenständig und selbstverantwortlich umgesetzt haben. Es gilt für die Stipendiat*innen, dieses Engagement mit ihren universitären und anderen Verpflichtungen zu vereinbaren, was knapp 37% laut eigener Aussage bisher gut gelingt. Neben dieser Herausforderung erschweren begrenzte lokale Möglichkeiten die Umsetzung bedarfsgerechter Angebote. Nicht zuletzt deswegen widmet sich dieses Projekt auch der Verbesserung der Ehrenamt-Bedingungen und zuverlässigen Kooperationen mit Trägern der Geflüchtetenhilfe.

 

Wie lautet der Titel unseres Projekts und wie ist unsere Verbundart?

ParticiPate

Avicenna-Studienwerk (eingetragener Verein)

Wie ist unser Projekt aufgebaut (auch Laufzeit etc.)?

Durch das Projekt ParticiPate werden 180 Stipendiat/innen der 13 Begabtenförderungswerke in den Jahren 2020 bis 2022 zu Mentor/innen für Menschen mit Fluchterfahrung, insbesondere in Bildungskontexten, ausgebildet und können in der aktiven Projektphase ihre Funktion als Mentor/innen ausüben. Das Projekt ist mehrdimensional angelegt: Neben den Aktivitäten in den sogenannten Project Labs in neun Regionalgruppen bundesweit, erhalten Stipendiat/innen ein kontinuierliches kompetenzvertiefendes Angebot in Form von Fortbildungen und Supervision. Eine weitere tragende Säule des Projektes ist die Herstellung von dauerhaften Patenschaften unter teilnehmenden Stipendiat/innen und (a) Studierenden und Studieninteressierten mit Fluchterfahrung, (b) Schüler/innen mit Fluchterfahrung und (c) Frauen mit Fluchterfahrung. Außerdem schafft das Projekt eine intensive Einbindung der Stipendiat/innen mit Fluchterfahrung in einen werkeübergreifenden Austausch und vermittelt an diese Zielgruppe bedarfsgerecht essenzielle Kompetenzen.

Welches Ziel verfolgen wir mit unserem Projekt?

Der Schwerpunkt der Aktivitäten wird mit dem Neustart des Projektes (Vorgängerprojekt „Unsere Zukunft. Mit Dir!“) vornehmlich auf drei Bereiche gelegt: Hochschulbildung, schulische Bildung und Inklusion von Frauen mit Fluchterfahrung als einer Zielgruppe mit speziellen Bedarfen. Wenn der Fokus beim Vorgängerprojekt auf dem Ankommen der Geflüchteten und deren ersten Orientierung lag, gilt es nun die Teilhabe dieser Menschen zu fördern – ob sie nun strukturell, sozial, kulturell oder emotional sein soll. Es geht ganz konkret um folgende Zielsetzungen:

(a) Förderung der Bildungsbeteiligung und des Bildungserfolgs der zugewanderten Gruppen u.a. durch Schaffung gezielter Mentoring-Strukturen, sowie Beratungs- und Informationsangebote auf ehrenamtlicher Basis; Stipendiat/innen fungieren dabei als Akteure der Zivilgesellschaft, die im informellen Rahmen und durch direkte Kontakte Geflüchtete breitenwirksam erreichen;

(b) Erwerb von Wissen über das Aufnahmeland Deutschland und Fähigkeiten einschließlich der Sprache durch themenrelevante Veranstaltungen und Medien, Beratungsangebote und informelle Sprachtandems;

(c) Förderung der Interaktionen im Sinne der sozialen Beziehungen im Alltag durch persönliche interkulturelle Kontakte, die u.a. und sehr häufig im Bildungswesen stattfinden.

und

(d) Intensivierung der Teilhabe im Sinne der Entfaltung eines persönlichen Zugehörigkeitsgefühls zur Gesellschaft durch Kontakte auf Augenhöhe und gegenseitige explizite Anerkennung sowie Anerkennung der multikulturellen Realität.

Was hat gut funktioniert?

Im Rahmen des Vorgängerprojektes „Unsere Zukunft. Mit Dir!“ haben die Leistungen der mitwirkenden Stipendiat/innen alle Erwartungen übertroffen. Im Zeitraum von 2016 bis 2019 wurden förderwerkeübergreifend 355 Stipendiat/innen mit Schulungen und einem kompetenzerweiternden Angebot auf die Beratung und Unterstützung von Geflüchteten vorbereitet.

Das Projekt war mehrgleisig angelegt, sodass in der parallel verlaufenden Aktionsphase Stipendiat/innen – in den regionalen Gruppen strukturiert – Aktionen für geflüchtete Menschen, ausgehend von ihren Bedarfen, realisiert haben. Als Multiplikator/innen wirkten Stipendiat/innen lokal in ihr Umfeld hinein und haben Mitmenschen zum Thema Flucht/Migration und Ehrenamt sensibilisiert.

In der Zeit von 2016 bis 2019 fanden bundesweit mehr als 200 Projekte und Aktionen für Geflüchtete statt, die Stipendiat/innen eigenständig und selbstverantwortlich umgesetzt haben. Die Projekte umfassen diverse Bereiche wie Kultur und Kreativität, Sport, Bildung und Studium, Orientierungshilfen und Mentoring, sowie Begegnung und Austausch. Im genannten Zeitraum wurden über 20.000 Menschen mit Fluchterfahrung durch das Projekt erreicht und unzählige Interessent/innen indirekt angesprochen.

Im Rahmen der bisherigen Aktionen wurden die Zielsetzungen sowie die konkreten Handlungsschritte eindeutig und systematisch durch die Projektgruppen verfolgt. Die Zielsetzungen waren unter den gegebenen finanziellen, personellen und anderen (z.B. lokalen) Bedingungen erreichbar und mehrheitlich innerhalb des Projektzeitraums erfüllt.

Die förderwerkeübergreifende Zusammenarbeit der Stipendiat/innen der 13 Werke bewirkte effektive Synergien, die in der Umsetzung der zahlreichen Aktionen für Menschen mit Fluchterfahrung mündeten. Das Projekt gab außerdem einen strukturierten Rahmen für die systematische Stärkung der fachlichen Kompetenzen und Soft Skills im Ehrenamt mit Geflüchteten und die Möglichkeit, organisatorische und institutionelle Schnittstellen der Geflüchtetenarbeit an verschiedenen Standorten bundesweit kennenzulernen.

Was sind Grenzen der Arbeit? Bisherige Herausforderungen? Was kann noch verbessert werden?

86 % der Teilnehmer/innen sind auch außerhalb des Projektes ehrenamtlich tätig, sodass dieses Projekt für die meisten Stipendiat/innen eines der vielfältig vorhandenen Betätigungsfelder darstellt. Daraus ergeben sich die Grenzen und Herausforderungen. Neben den universitären und anderen Verpflichtungen, wird von den Stipendiat/innen eine relativ starke Einbringung in das Projekt erwartet. Im Rahmen der Evaluation des Projektes hat sich diese Kapazitätsgrenze bestätigt:  Auf die Frage, inwiefern sich die ehrenamtlichen Projekt-Tätigkeiten mit dem Studium vereinbaren lassen, bewegten sich die meisten Antworten mit 49  % im mittleren Bereich (teils/teils). 37% konnten die Projektaktivitäten ziemlich gut mit dem Studium in Einklang bringen.

Eine weitere Herausforderung für die Ehrenamtlichen ist zudem die Tatsache, dass die lokalen Möglichkeiten teilweise begrenzt sind, die Zielgruppe mit einem bedarfsgerechten Angebot zu erreichen. Auflagen in den Unterkünften und partiell mangelnde Bereitschaft der Unterkunftsbetreiber mit Ehrenamtlichen zu kooperieren stellen eine Hürde für die Aktionsumsetzung dar.

Es gilt deswegen die Engagement-Bedingungen generell im Ehrenamt und speziell im Projekt zu verbessern, zuverlässige Kooperationen mit Trägern der Geflüchtetenhilfe und sonstigen Infrastruktureinrichtungen auszubauen, eine Vertrauensbasis für vielfältigen Formen der Zusammenarbeit zu schaffen.

Außerdem sollen veränderte Motive und Erwartungen der teilnehmenden Stipendiat/innen eine noch bessere Berücksichtigung finden – die Flexibilisierung des Projektes darf aber gleichzeitig nicht zulasten der Ergebniserbringung stattfinden. Eine gesunde Balance zwischen den vielfältigen Aktivitätsfeldern der Projektteilnehmenden soll weiter angestrebt werden.

Ausbaufähig mit Blick auf den Projektzeitraum 2020-2022 ist zudem der Aspekt der Nachhaltigkeit, wodurch z.B. noch mehr angestrebt wird, langfristige Strukturen zu implementieren oder Ergebnisse zu erbringen, die die Zielgruppe mittel- bzw. langfristig in Anspruch nehmen kann.

Wer ist die Zielgruppe (Kinder, Frauen oder ohne Einschränkungen für alle Menschen mit Fluchthintergrund offen)?

(1) Studierende und Studieninteressierte

Laut einer BAMF-Kurzanalyse (01/2016) gab etwa ein Viertel der befragten Geflüchteten unter den meistgenannten Wünschen eine Aus- oder Weiterbildung an, die auch ein Hochschulstudium beinhalten könnte. Aktuell studieren an deutschen Hochschulen ca. 10.000 Geflüchtete (0.9 %). Mittel- und langfristig sollten demnach hohe Abbruchquoten von Geflüchteten durch gezielte Unterstützungsangebote vermieden werden. Dies kann u.a. durch Schaffung von ehrenamtlichen Unterstützungsstrukturen (Mentoring und Beratung durch Stipendiat/innen) zusätzlich zu etablierten Fachstellen erfolgen.

(2) Schülerinnen und Schüler

Biographische Besonderheiten, wie Brüche und  Diskontinuitäten im Rahmen des persönlichen Bildungsweges, traumatische Erfahrungen, Sprachbarrieren und dadurch erfolgte verminderte Schulleistung, unzureichende Ressourcenausstattung für Nachhilfe oder Schulbücher und mangelnde Information über das deutsche Bildungssystem für ausgewogene Bildungsentscheidungen können die Bildungswege der Geflüchteten nachhaltig negativ beeinflussen. Außer der strukturellen Lösungen seitens der Länder können zivilgesellschaftliche Akteure hier ansetzen und Unterstützung leisten. Leistungsstarke, sozial engagierte Studierende kommen dabei in erster Linie in Frage: Stipendiat/innen als Mentor/innen können durch gezielte Einzelmaßnahmen (Nachhilfe, Bildungsberatung, Freizeitangebot) Kinder und Jugendliche fördern.

(3) Frauen mit Fluchterfahrung

Es gilt bei dieser die allgemeine Wahrnehmung der „passiven Begleiterinnen“ der männlichen Geflüchteten zu durchbrechen und Frauen mit Fluchterfahrung im Sinne des Empowerments einen Zugang zur rechtlichen, sozialen, politischen wie ökonomischen Teilhabe zu ermöglichen. Dies bedeutet in erster Linie Frauen als aktive Akteurinnen wahr- bzw. ernst zu nehmen. Ihre Ressourcen müssen ebenso anerkannt werden, wie die einzelnen Integrationsverläufe – in Bildung, Arbeitsmarkt, die gesellschaftliche Mitsprache etc.

Woran können Sie „Erfolge“ oder „Misserfolge“ erkennen und werden diese evaluiert?

Die Effizienz der einzelnen Aktionen wird, wie zu Projektbeginn festgelegt, durch eine Reihe an Kriterien nachverfolgt, darunter konkrete Zielsetzung und nachvollziehbares Handlungskonzept, Erreichbarkeit der Zielgruppe und ihre Partizipation, Bedarfsorientierung, Finanzierbarkeit, Gewinnung von Kooperationspartnern und Vernetzung, Nachhaltigkeit und Dokumentation.

 

Die wichtigsten Eckdaten und Kontaktmöglichkeiten:

Titel des Programms/der Initiative ParticiPate. 180 Stipendiat/innen. 13 Werke. 1 Ziel.
Vorgängerprojekt: „Unsere Zukunft. Mit Dir!“
Zeitspanne 01.2020 – 12.2022 (ParticiPate)
11.2015 – 12.2019 (Unsere Zukunft. Mit Dir!)
Projektleitung
Hakan Tosuner
Projektkoordination Madina Karimova
Projektassistenz Monika Osterburg
Name und Verbundart der durchführenden Organisation Avicenna-Studienwerk e.V.
Kontaktdaten Avicenna-Studienwerk e.V.
Projekt ParticiPate
Große Hamkenstr. 19
49074 OsnabrückTel.: 0541-506 99 14 20
Mail: participate[at]avicenna-studienwerk.de
Web: www.participate-avicenna.de